Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens?

Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens?

Organisatoren
Michaela Konrad, Bayerische Akademie der Wissenschaften; Christian Witschel, Universität Heidelberg
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.03.2006 - 30.03.2006
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Von
Christian Witschel, Universität Heidelberg

In der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München fand vom 28. bis 30. März 2006 ein internationales Kolloquium mit insgesamt 21 Referenten zum Thema „Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens?" statt. Veranstalter waren Michaela Konrad und Christian Witschel. Die Tagung wurde finanziell durch die Fritz Thyssen Stiftung sowie die beteiligten Institutionen getragen.

Einführung

Die Idee zu einem interdisziplinären Kolloquium, das einem Teilaspekt der nach wie vor im Zentrum archäologisch-historischer Forschung stehenden Frage der Kontinuität zwischen Spätantike und Frühem Mittelalter in den Nordwestprovinzen des Römischen Reiches nachgehen sollte, erwuchs aus den laufenden Forschungsprojekten der beiden Veranstalter. Bei der Sichtung der aktuellen Literatur zu diesem Thema wurde rasch klar, dass eine eingehende Beschäftigung mit dem Schicksal der Legionslager an Rhein und Donau während dieser Übergangszeit ein drängendes Desiderat darstellt. Gerade die Legionslager scheinen nämlich sowohl aufgrund ihrer militärischen Bedeutung als auch durch ihre Funktion als Siedlungsnuclei einen besonders guten Testfall für die Kontinuitätsdebatte abzugeben.

Der gewählte Untersuchungszeitraum umfasst die Periode vom späteren 3. bis zum frühen 6. Jh. n. Chr. Studiert werden sollten die Legionslager und die sie umgebenden Strukturen von der Rheinmündung bis zum Donauknie (wobei der geplante Vortrag zu Lauriacum leider entfallen musste). Ergänzend zu diesen stärker archäologisch und regional orientierten Beiträgen wurde die Behandlung einiger übergreifender Rahmenthemen eingeplant. Hinzu trat ein Abendvortrag zur Gesamtproblematik der Kontinuität zwischen Antike und Mittelalter.

Einzelreferate

I. Einführende Beiträge und Abendvortrag
In seinem Eröffnungsreferat mit dem Titel „Verwaltungsstrukturen und Städtewesen der Nordwestprovinzen zwischen Spätantike und Frühmittelalter" ging CHRISTIAN WITSCHEL (Heidelberg) zunächst der Frage nach, wie sich die Ereignisgeschichte des behandelten Raumes zwischen dem mittleren 3. und dem frühen 6. Jh. gestaltete. Ein besonderes Augenmerk galt dabei dem 5. Jh. und der Frage nach dem 'Ende der römischen Herrschaft' in den einzelnen Regionen, das offensichtlich zu durchaus unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgte. Die wenigen vorhandenen Zeugnisse reichen wohl aus, um zu postulieren, dass in den meisten Provinzen – mit der möglichen Ausnahme Pannoniens – römische Verwaltungsbeamte und Militärführer noch bis (mindestens) zur Mitte des 5. Jhs. aktiv waren. Eine Betrachtung der Entwicklung des Städtewesens in diesem Raum kann dies bestätigen, denn auch hierbei finden sich wiederholt Hinweise darauf, dass das etablierte Netz von civitates trotz einiger Verlagerungen des urbanen Zentrums in fast allen betrachteten Regionen bis in das 5. Jh. hinein im wesentlichen stabil blieb.

KARHEINZ DIETZ (Würzburg) behandelte in seinem Vortrag „Zur Verteidigung der Nordgrenze des römischen Reiches in der Spätantike aus althistorischer Sicht" zuerst Probleme, die mit der hierfür zentralen Quelle, der Notitia Dignitatum, zusammenhängen, zu deren Datierung und innerer Struktur sich immer noch kein Konsens herausgebildet hat. Dies betrifft insbesondere die Frage nach der Präsenz und Stärke spätantiker Grenzlegionen, die am Beispiel Raetiens erläutert wurde. Sodann wandte sich Dietz den möglichen Handlungsspielräumen der römischen Reichspolitik im 5. Jh. zu, die er vor allem durch Improvisation und Flexibilität charakterisiert sieht. Der immer wieder postulierte, angeblich endgültige Abzug der Grenztruppen vom Rhein und der oberen Donau durch Stilicho im Jahre 401/02 lässt sich nicht nachweisen. Dagegen müssen die Vorgänge von 406/07 als Ausgangspunkt irreversibler Prozesse angesehen werden, zumal es bis 418 an einer kontinuierlichen Gegenstrategie mangelte. Zwischen 420 und 450 machte sich dann trotz der unermüdlichen Aktivitäten des Aetius eine zunehmende Erlahmung der westlichen Zentralgewalt insbesondere auf dem militärischen Sektor bemerkbar, da deren Ressourcen nicht mehr für einen Mehrfrontenkrieg oder für eine Kontrolle der sich zunehmend eigenmächtig gebärdenden 'barbarischen' Staatsbildungen auf Reichsboden ausreichten.

Im Vortrag von HANS ULRICH NUBER (Freiburg) zum Thema „Archäologische Quellen zum Wandel der militärischen Verteidigung in den Nordwestprovinzen (3.-5. Jh. n. Chr.)" stand dann der Wandel der Militärarchitektur im Vordergrund. Nach ersten Experimenten im mittleren 3. Jh. wurde sie mit der Einrichtung einer erneuerten Grenzverteidigung am Rhein ab dem späten 3. Jh. grundlegend neu gestaltet. Sie war nun deutlich 'defensiver' orientiert und wies bei kleineren Lagerarealen wesentlich individuellere Formen auf. Bei einer Betrachtung der aus der Kaiserzeit übernommenen Legionslager am Rhein fällt auf, dass bei dreien von ihnen die Lagerbefestigung irgendwann im Laufe des 4. Jhs. verstärkt wurde. Da das solchermaßen umfasste Areal viel zu groß für eine spätantike Grenzlegion war, müssen zumindest an einigen Orten innerhalb der Mauern verstärkt Zivilpersonen gelebt haben. Wie man sich allerdings die innere Gliederung der auf diese Weise entstandenen 'Stadtgarnisonen' vorzustellen hat, ist noch weitgehend unklar. Für die vielfach nach dem Vorbild von Auxiliarlagern postulierten 'Binnenkastelle' in den Legionslagern gibt es bislang keine überzeugenden Anhaltspunkte.

Die folgenden beiden Vorträge gingen der viel diskutierten Frage nach, wie 'ethnische Identitäten', die in der Spätantike eine große Rolle gespielt haben sollen, zu fassen und zu beurteilen sind. Zunächst näherte sich MICHAEL KULIKOWSKI (Knoxville) in seinem Vortrag „Thinking about Barbarian Identity: Recent Approaches and Some Ways Forward" dieser Problematik aus der Perspektive des Historikers. Er arbeitete die zwei in der modernen Forschung dominierenden Interpretationsansätze heraus: Denjenigen der 'Wieder Schule', der vor allem das Konzept der 'Ethnogenese' in den Vordergrund stellt, und das insbesondere von Peter HEATHER vertretene Modell einer festen „tribal identity". Beide sehen in der ethnischen Identität ein zentrales Phänomen spätantik-frühmittelalterlicher Gesellschaften und sind durchaus nicht unproblematisch, da sie eher auf langlebige Traditionen abheben und dazu tendieren, die 'Barbaren' als Außenseiter in der römischen Welt zu sehen. Dabei wird unterschätzt, wie stark auch die Römer zu der 'barbarischen' Identitätsbildung beigetragen haben könnten.

Sodann widmete sich VOLKER BIERBRAUER (München) der in jüngster Zeit heftig entbrannten Diskussion um die Möglichkeiten und Grenzen der 'ethnischen Interpretation' durch den Archäologen. Sein Vortrag mit dem Titel „Methodische Überlegungen zur ethnischen Interpretation archäologischen Fundstoffs in der Frühgeschichtsforschung" war dabei vor allem als Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Sebastian BRATHER konzipiert, der die Annahme, aufgrund einer Herausarbeitung 'archäologischer Kulturen' ließen sich ethnische Identitäten gegeneinander abgrenzen und mit überlieferten Stammesnamen verbinden, grundsätzlich kritisiert hat. Bierbrauer ist hingegen der Auffassung, dass eine solche ethnische Interpretation dann zulässig ist, wenn sie methodisch gut abgesichert werden kann und auf einen dafür geeigneten Stoff angewendet wird. Ein Beispiel dafür, wie die Methode nicht gebraucht werden sollte, stellt hingegen die angebliche Nachweisbarkeit der sog. Alatheus-Saphrax-Gruppe dar, die bald nach 378 in Pannonien angesiedelt worden sein soll. Eine solche archäologische Beweisführung kann aus methodischen Gründen nicht gelingen.

In seinem Abendvortrag mit dem Titel „Übergänge von der Antike zum Mittelalter – eine unendliche Debatte?" beleuchtete WALTER POHL (Wien) die Forschungsgeschichte zu der 'Kontinuitätsfrage'. Innerhalb der neueren Forschung lassen sich dabei durchaus sehr unterschiedliche Positionen ausmachen: So gesteht Walter GOFFART den 'Barbaren' im Vergleich etwa zu den Usurpatoren nur eine sehr untergeordnete Rolle beim 'Sturz' des Reiches zu. Für Peter HEATHER und Bryan WARD-PERKINS waren es hingegen gerade die ständigen Invasionen, die das relativ abrupte Ende (West-)Roms bewirkten. Beide Autoren kehren bewußt zu älteren Paradigmen der historischen Wissenschaft zurück und minimieren die Bedeutung längerfristiger Transformationsprozesse. Zuletzt hat Chris WICKHAM eine breit angelegte Synthese versucht, die nun wieder stärker strukturelle Entwicklungen mit ihren zahlreichen regionalen Unterschieden in den Blick nimmt. Dieser Ansatz unterschätzt jedoch die Rolle der fremden Völker für den Niedergang der römischen Macht, denn gerade die auf ethnischer Grundlage gebildeten Königreiche waren die wichtigste Neuheit und der dynamischste Faktor der spätrömischen Welt.

II. Germania II
Den Xantener Befund behandelte THOMAS OTTEN (Köln) in seinem Vortrag „Xanten – Urbanes Zentrum der Spätantike am Niederrhein". An die Stelle des hochkaiserzeitlichen Legionslagers Vetera II trat in der Spätantike die im Inneren der CUT errichtete, von der Ausdehnung her deutlich reduzierte sog. 'Großfestung'. Der Charakter dieser Anlage ist durchaus nicht unstrittig: Handelte es sich dabei um eine der in Gallien häufigen Stadtreduzierungen oder zumindest teilweise auch um den Stationierungsort der spätantiken Legion, worauf der von Ammian überlieferte Name Tricensimae sowie die weiter betriebene Legionsziegelei hinzudeuten scheinen? Der archäologische Befund und auch die Funde lassen jedenfalls bislang nicht klar erkennen, ob und wo genau sich innerhalb der Anlage Militär aufgehalten hat. Relativ sicher kann hingegen inzwischen behauptet werden, dass die Siedlung auch nach der Mitte des 4. Jhs. Bestand hatte. Soldaten scheinen dabei allerdings kaum noch eine Rolle gespielt zu haben. Im frühen 5. Jh. ist die 'Großfestung' allem Anschein nach aufgegeben worden. dass es aber im Xantener Raum nicht zu einem völligen Siedlungsabbruch gekommen ist, dürfte der Befund des Gräberfeldes und der Kultstätten im südlich gelegenen Dombezirk anzeigen. Somit ergibt sich das Bild einer frühmittelalterlichen Siedlungsverlagerung.

Das Schicksal des Legionslagers Bonn beleuchtete ULRIKE MÜSSEMEIER (Bonn) in ihrem Beitrag „Bonn zwischen Spätantike und Frühmittelalter". Hier lässt sich eine kontinuierliche Nutzung des hochkaiserzeitlichen Lagers, das offenbar im 3. Jh. nicht zerstört worden ist, in der Spätantike feststellen. Zudem ist mit einem Zuzug der Zivilbevölkerung in das Lager zu rechnen. Das Aussehen der Lagerbebauung im späteren 3. und in der ersten Hälfte des 4. Jhs. ist allerdings schlecht bekannt; die Innenfläche scheint jedoch nicht mehr voll besiedelt gewesen zu sein. Vermutlich ist das Lager im Jahre 353 erstürmt worden; später wurde es von Julian zurückerobert, worauf man die jüngste Phase der Bewehrung bezogen hat. Soldaten lassen sich über waffenführende Gräber aus der Nähe des Lagers möglicherweise bis zur Mitte des 5. Jhs. nachweisen; hinzu kommen einige bislang kaum bekannte 'militärische' Baustrukturen, die bis in denselben Zeitraum in Benutzung gewesen sein sollen. Die spätantike Befestigung scheint um 500 in Teilen überbaut worden zu sein, so dass das in der merowingischen Münzprägung erwähnte castrum Bonna nur noch partiell mit dem Legionslager identisch gewesen sein kann. Im Hochmittelalter erfolgte dann eine Siedlungsverlagerung zu Basilica der Hl. Cassius und Florentius unter dem Münster, wodurch die alte Lagersiedlung endgültig zu einem suburbium wurde.

Durch Grabungen der jüngsten Zeit erheblich besser als früher bekannt ist mittlerweile die Übergangsphase zwischen Spätantike und Frühmittelalter in der Provinzmetropole Köln, wie MARCUS TRIER (Köln) in seinem Vortrag „Agripina Colonia und das Militärlager Divitia am Übergang von der Antike zum Mittelalter (400-700 n.Chr.)" aufzeigte. Die Zerstörungen der Magnentius-Zeit sind in der Stadt archäologisch nachzuweisen; sie wurden aber in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. noch einmal von sehr imposanten Baumaßnahmen gefolgt. Für das 5. Jh. sind keine größeren Zerstörungshorizonte festzustellen, so dass der Übergang von Köln unter fränkische Herrschaft um 460 wohl einigermaßen reibungslos verlief. Auch in merowingischer Zeit hat die Stadt dann eine nicht ganz unbedeutende Rolle gespielt. Köln war darüber hinaus ein wichtiges kirchliches Zentrum. Der fortexistierende romanische Bevölkerungsanteil der Stadt ist archäologisch nur schwer zu fassen, läßt sich aber über die lateinischen Grabinschriften auf jeden Fall bis in das 6. Jh. hinein nachweisen. Hingegen haben die die umfangreichen Grabungen unter dem Heumarkt gezeigt, dass sich hier um die Mitte des 5. Jhs. germanische Siedler im Umkreis von bereits aufgelassenen, aber noch aufrecht stehenden römischen Gebäuden niedergelassen haben. Auch das Brückenkopfkastell von Deutz scheint kampflos in fränkische Hand übergegangen zu sein, und es kam nicht zu einer Siedlungsunterbrechung.

Mit der spätantiken Siedlungsentwicklung im Hinterland von Köln, d.h. im Südteil der Provinz Germania II, beschäftigte sich BERND PÄFFGEN (München) in seinem Beitrag „Die spätrömische Besiedlung im Umland von Köln". Er besprach dabei zunächst einige Untersuchungen der jüngeren Zeit, die für verschiedene Gebiete eine deutliche Ausdünnung der Siedlungsstellen in spätrömischer Zeit aufgezeigt haben. Aus den vorliegenden Münzreihen gewann Päffgen verschiedene Zeitschnitte, so einen Zerstörungshorizont um 260, eine gewisse Stabilisierung in der Zeit des gallischen Sonderreiches, eine neuerliche Krise in den Jahren zwischen 274 und 284, eine Konsolidierung in diokletianischer Zeit und eine relative Prosperität in der konstantinischen Periode, gefolgt von einer Wirtschaftskrise um 340 und erheblichen Zerstörungen nach dem Sturz des Magnentius. Unter Julian und Valentinian I. kam es nochmals zu einem Wiederaufschwung. Der germanisch-fränkische Anteil an dieser spätantiken ländlichen Besiedlung scheint nicht ganz unbedeutend gewesen zu sein. Die merowingischen Siedlungsstrukturen lassen jedoch – nach einer erneuten starken Ausdünnung der Siedlungsstellen ab der Mitte des 5. Jhs. – scheinbar eine Bevorzugung von anderen Plätzen als in römischer Zeit erkennen.

III. Germania I und Maxima Sequanorum
Dem Legionslager und der Zivilsiedlung von Mainz wandte sich GERD RUPPRECHT (Mainz) in seinem Vortrag „Von Mogontiacum bis Maguntia: castra – canabae – civitas" zu. Das Lager ist noch in der ersten Hälfte des 4. Jhs. von der 22. Legion genutzt worden, wie u.a. die nicht genauer datierbare Verstärkung der Ummauerung zeigt; über die Innenbebauung dieser Zeit ist aber praktisch nichts bekannt. Um 250/60 war die Zivilsiedlung erstmals mit einer Mauer versehen worden, die von Süden her auch das Legionslager umschloss. Zur Mitte des 4. Jhs. wurde das Legionslager augenscheinlich aufgegeben und teilweise abgerissen. Das dadurch frei werdende Steinmaterial verwendete man als Spolien beim Bau einer neuen, nun deutlich verkürzten Stadtmauer. Auch nach der Auflassung des Legionslagers gab es noch Soldaten in Mainz, aber es ist bislang völlig unklar, wo genau die in der Notitia Dignitatum erwähnten milites armigeri stationiert waren. Daneben war Mainz noch im späten 4. und frühen 5. Jh. ein wichtiger Stützpunkt der Rheinflotte, wie die spektakulären Schiffsfunde der letzten Zeit gezeigt haben. Im Frühmittelalter fand dann eine Konzentration der Besiedlung innerhalb der Mauern des 4. Jhs. auf das östliche Gebiet entlang der Rheinfront statt. In diesem Bereich sind in zunehmender Zahl Funde des späteren 5. und 6. Jhs. gemacht worden.

Die Entwicklung in der Umgebung von Mainz beleuchtete JÜRGEN OLDENSTEIN (Mainz) in seinem Beitrag „Das Mainzer Umland im 4. bis 6. Jh. n.Chr.". Er hob zunächst auf das Ergebnis neuerer Forschungen ab, denen zufolge das alte Fixdatum 406/07 als vermeintliches Ende einer geregelten römischen Grenzverteidigung am Ober- und Mittelrhein heute nicht mehr gültig sei. Vielmehr kann man mittlerweile davon ausgehen, dass unter römischer Kontrolle stehende Militärstrukturen in diesem Raum bis um 450/60 existiert haben. Besonders gut bekannt ist durch umfangreiche Ausgrabungen das Kastell Alzey, für das sich drei aufeinander folgende Bauphasen herausarbeiten lassen, die bis weit in das 5. Jh. hinein reichen. Da auch in Phase 3 (437-460/80) im Inneren des Lagers noch barackenartige Grundrisse auszumachen sind und Massen von Dachziegeln gefunden wurden, wird eine fortdauernde militärische Nutzung der Anlage durch eine stark germanisierte Truppe vermutet. Für Phase 2 (412/13-436) postulierte Oldenstein eine Einquartierung burgundischer Foederaten in Alzey, die dann in den 30er Jahren von Aetius vernichtet worden seien. Allerdings lassen sich diese Burgunder archäologisch in Alzey nicht fassen; und generell ist ganz unsicher, unter welchen Bedingungen ihre Ansiedlung in der Region erfolgte.

Die spätantike Entwicklung des Legionslagers von Straßburg stand im Zentrum des Vortrages von GERTRUD KUHNLE und MARIE-DOMINIQUE WATON (Strasbourg) mit dem Titel „Das Legionslager Straßburg und sein Umland in der Spätantike". Das Lager der legio VIII Augusta erhielt erst im (späteren) 2. Jh. eine Steinmauer. Diese wurde in spätrömischer Zeit nochmals verstärkt, und zwar im vollem Umfang. Bis zur Mitte des 4. Jhs. ist im Lagerinneren eine Besiedlung über die gesamte Fläche zu fassen; und auch Areale außerhalb des Lagers waren zu dieser Zeit noch bewohnt. Das spätere Keramikmaterial ist hingegen weitgehend auf die Ostecke des Lagers konzentriert. Die Gräberfelder rückten im Laufe des 4. Jhs. näher an die Befestigung heran, wobei hier auch Bestattungen mit germanischen Beigaben ausgemacht werden können. Zahlreiche Ziegelstempel belegen die Anwesenheit der 8. Legion zumindest in der ersten Hälfte des 4. Jhs. Hinzu treten einige Stempel einer ansonsten unbekannten legio XII V(ictrix), so dass die Frage aufgeworfen werden muß, ob in Straßburg während des 4. Jhs. möglicherweise sogar zwei Grenzlegionen stationiert waren.

Die Situation in Kaiseraugst behandelte PETER-ANDREW SCHWARZ (Basel) in seinem Beitrag „Das castrum Rauracense und sein Umland zwischen dem späten 3. und dem 6. Jh. n.Chr.". Um 273/75 dürften in Augst kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden haben. Bald darauf wurde unter Probus ein Teil der Augster Oberstadt auf dem Kastelen-Plateau durch eine enceinte réduite befestigt. Die wichtigste Militäranlage am Hochrhein war aber unzweifelhaft das um 290/300 errichtete castrum Rauracense, das offenbar in recht großer Eile errichtet wurde, um Teile der legio I Martia aufzunehmen. Die Innenbebauung des Lagers weist einige repräsentative öffentliche Gebäude auf, die etwa die Hälfte des Areals einnahmen. Das Lager konnte etwa 600-800 Personen beherbergen, wobei sich die Frage stellt, ob die Bevölkerung primär aus Soldaten bestand. Die Größe und die Befestigungsanlagen des castrum Rauracense sprechen klar für eine militärische Nutzung desselben; auf der anderen Seite ist unverkennbar, dass es auch Teile der öffentlichen Infrastruktur aufnahm. Die Zäsur der Magnentius-Zeit manifestiert sich in Münzhorten und vermutlich auch in der Vergrabung des Silberschatzes von Kaiseraugst. Beim Wiederaufbau des Lagers unter Valentinian I. wurde das Südtor zugesetzt und dahinter ein großer Apsidenbau errichtet, der als eine Art aula palatina gedient haben könnte. Fraglich bleibt, in welchem Umfang in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. noch Soldaten in dem Lager stationiert waren und zu welcher Truppe diese gehört haben könnten.

IV. Raetia II und Noricum ripense
Den neuesten Forschungsstand zu Raetien referierte MICHAEL MACKENSEN (München) in dem Vortrag „Die Grenzverteidigung der Raetia II im 4. und frühen 5. Jh. n.Chr.". Ein größeres Festungsbauprogramm bereits unter Probus kann nicht nachgewiesen werden. Die eigentliche Reorganisation der raetischen Grenzverteidigung erfolgte mit Sicherheit erst unter Diokletian, als an der Iller und der oberen Donau neue Kastelle erbaut wurden. Nach einer unruhigen Phase zu Beginn des 4. Jhs. scheinen ab etwa 320 friedlichere Zeiten geherrscht zu haben. Das Festungsbauprogramm Valentinians I. hat sich aber in Raetien augenscheinlich auf befestigte horrea im Hinterland sowie Wachttürme beschränkt. Spätere Bauphasen an den Befestigungsanlagen sind bislang nicht nachzuweisen. In den letzten Jahren haben aber die Funde von Militaria, Keramik und Goldmünzen immer deutlicher gezeigt, dass in den Kastellen mit der Anwesenheit regulärer Limitantruppen weit über das in der früheren Forschung favorisierte Enddatum 401/02 hinaus zu rechnen ist. Diese Funde decken den Zeitraum des ersten Drittel des 5. Jhs. ab. Aus der Zeit nach ca. 430 gibt es hingegen keine sicher datierbaren Befunde mehr; somit bleibt unklar, wie lange ein von der Reichszentrale aus organisierter Grenzschutz in der Raetia II Bestand hatte.

MICHAELA KONRAD (München) behandelte in ihrem Vortrag „Aspekte der Kontinuität im Bereich des Regensburger Legionslagers" vor allem anhand der Grabungen im Bereich des Niedermünsters. Um 280 wurde das gesamte Lager durch einen Brand vernichtet. Die darauf folgende Restaurierung erfolgte nur partiell, denn es wurden lediglich die straßenseitigen Räume wiederhergestellt. Einige Militaria weisen darauf hin, dass die restaurierten Gebäudeteile weiterhin militärisch genutzt wurden – nun aber angepasst an die neuen Gegebenheiten, nämlich die Verkleinerung und Aufsplitterung der legio III Italica, die spätestens in konstantinischer Zeit erfolgte. Ein 'Binnenkastell' in der Nordost-Ecke des Lagers läßt sich nicht nachweisen. Die Kasernen wurden dann im Laufe des 4. Jhs. kontinuierlich bewohnt, bevor in einer letzten spätantiken Phase eine ganz anders geartete Bebauung auftrat: Nun wurden kleinteilige Räume errichtet, die in der Militärarchitektur keine Parallelen finden, sondern sich eher als Teil einer domus ansprechen lassen. Diese Maßnahmen erfolgten um 400, d.h. augenscheinlich nach dem Abzug der letzten Teileinheit der 3. Legion. In diesem Bereich fanden sich auch Importstücke, die bis in das mittlere 5. Jh. reichen. Germanen lassen sich für diese Phase noch nicht in größerer Zahl nachweisen. Spätestens um 450-70 endete dann aber die römisch geprägte Lebensweise im Lager. Die nachfolgende frühmittelalterliche Bebauung war deutlich anders ausgerichtet.

V. Pannonia I und Valeria
Mit dem Schicksal der Provinzialbevölkerung Pannoniens während des 5. und 6. Jhs. beschäftigte sich RAJKO BRATOŽ (Ljubljana) in seinem Beitrag „Die Auswanderung der Bevölkerung der pannonischen Provinzen im 5. und 6. Jh.". Im frühen 5. Jh. kam es zum mehrfachen Durchzug gotischer Gruppen, die erhebliche Verwüstungen in Pannonien angerichtet haben dürften. Gesetze dieser Zeit weisen auf größere Probleme hin, so vor allem die massenhafte Flucht der Bevölkerung aus dem Illyricum aufgrund der Barbarengefahr. Ebenso zeigen Translationen von Märtyrergebeinen, dass sich auch die christlichen Institutionen im frühen 5. Jh. nicht mehr unbedingt sicher fühlten. Die Festsetzung der Hunnen in der Valeria nach 433 könnte erneut zu einer Massenflucht der Bevölkerung geführt haben. Cassiodor vermittelt für das Pannonien der ostgotischen Zeit das Bild einer bereits deutlich barbarisierten Gesellschaft, obwohl die Romani provinciales zumindest in den beiden südlichen pannonischen Provinzen noch die deutliche Mehrheit der Bevölkerung stellten. Eine weitere Zäsur bildete dann die Abwanderung der Langobarden und die awarisch-slawische 'Landnahme' nach 568. Diese führte am Ende des 6. Jhs. noch einmal zu einer großen Fluchtbewegung.

TIVADAR VIDA (Budapest) konstatierte in seinem Vortrag „Die Zeit zwischen dem 4. und dem 6. Jh. n. Chr. im mittleren Donauraum" zunächst, dass der Forschungsstand zur Kontinuitätsfrage in Pannonien immer noch problematisch ist. Die – mittlerweile stark germanisierten – Besatzungen der Limeskastelle in der Zeit um 400 sind archäologisch recht gut zu fassen. Die Festungen am Limes wurden darüber hinaus augenscheinlich bis zum Ende des ersten Drittels des 5. Jhs. von einer romanisch-germanischen Mischbevölkerung genutzt. Als 'Ende der römischen Herrschaft' wird von einem größeren Teil der Forschung immer noch die Übergabe der pannonischen Provinzen an Attila im Jahre 433 angesehen. Während der 'Hunnenherrschaft' des mittleren 5. Jhs. gab es in einigen Lagern noch eine fortbestehende Bevölkerung, wobei sich aber bereits ein Bruch in der Bestattungstradition konstatieren läßt. Nach dem Ende der Hunnenzeit lassen sich verschiedene kleinere germanische Grabgruppen ausmachen, die teilweise in zerstörte römische Gebäude eingebracht wurden. Selbst in der Awarenzeit gab es noch größere Gräberfelder neben früheren römischen Festungen; und es lassen sich auch immer noch romanische Bevölkerungsteile ausmachen, so dass nicht von einem totalen Kulturbruch gesprochen werden kann.

Mit der Situation in Wien beschäftigte sich MARTIN MOSSER (Wien) in seinem Vortrag „Das Legionslager Vindobona – Wien zwischen Spätantike und Frühmittelalter". Das Legionslager Vindobona war Ende des 1. Jhs. erbaut worden und wurde von der legio X Gemina belegt, die sich hier noch in der Spätantike aufhielt. Ab dem späteren 3. Jh. läßt sich eine deutliche Reduktion der extramuralen Besiedlung ausmachen. Nicht erschließbar ist ein reduziertes 'Eckkastell' innerhalb des Lagers. In der ersten spätantiken Bauphase wurden die hochkaiserzeitlichen Mannschaftsbaracken ohne größere Veränderungen übernommen, was für eine fortdauernde militärische Nutzung spricht. Frühestens um die Mitte des 4. Jhs. erfolgten massive Zerstörungen, denen eine wohl schon valentinianische Wiederaufbauphase folgte. Hierbei stellt sich die Frage, ob diese Nutzung primär militärisch oder zivil geprägt war. Um 400 begannen sich die militärischen Strukturen im Lager endgültig aufzulösen; die letzte Bauphase des früheren 5. Jhs. war somit wohl nicht mehr vorrangig militärisch geprägt. Die jüngsten spätantiken Fundkomplexe gehören in das erste Drittel des 5. Jhs. Das Lagerareal wurde im frühen Mittelalter noch begangen, Siedlungsbefunde im Bereich des Lagers fehlen aber bis in das 12. Jh., so dass höchstens eine Form der Ruinenkontinuität mit sehr geringer Siedeltätigkeit postuliert werden kann.

CHRISTIAN GUGL (Wien) behandelte das Thema „Das Legionslager Carnuntum in Spätantike und Frühmittelalter – Ergebnisse der Ausgrabungen 1968-1977: Von der Carnutensis scutaria zur frühmittelalterlichen Siedlung des 9./10. Jhs. n.Chr.". Das Lager beherbergte seit dem frühen 2. Jh. die legio XIV Gemina, die hier noch in der Spätantike stationiert war. In das vallum des Lagers wurden in der ersten Hälfte des 4. Jhs. kreisrunde Anlagen eingebaut, die sich wohl als Gerberbecken interpretieren und mit der in der Notitia Dignitatum genannten Schildfabrik verbinden lassen. Die Lagerbefestigung wurde durch die Vorblendung einer Mauer verstärkt. Wie groß die verbliebene Mannschaftsstärke der Legion in der ersten Hälfte des 4. Jhs. war, ist nicht sicher ermittelbar; es gibt aber Indizien, dass einige Kasernen bereits leer standen. Eine 'Binnenkastell' lässt sich jedoch nicht ausmachen. Eine Auflösung der traditionellen Lagerbebauung erfolgte erst im letzten Drittel des 4. Jhs. Die neue Bebauung der valentinianischen Zeit nahm auf die Kasernenarchitektur keine Rücksicht mehr, so dass sich die Frage stellt, ob in dieser Zeit überhaupt noch eine militärische Nutzung vorlag. Auch in der letzten antiken Periode (frühes 5. Jh.) gab es noch Gebäude mit einer beachtlichen Ausstattungsqualität, die aber die ältere Bausubstanz nur noch vereinzelt berücksichtigten. Das Ende der Lagerbesiedlung liegt bislang weitgehend im Dunklen, aber es ist zu konstatieren, dass ab dem späteren 5. Jh. eine Besiedlung archäologisch nicht mehr zu fassen ist.

Die beiden Legionslager der spätrömischen Provinz Valeria untersuchten LÁSZLÓ BORHY und PAULA ZSIDI (Budapest) in ihrem Beitrag „Die Legionslager Aquincum und Brigetio und ihr ziviles und militärisches Umfeld in der Spätantike". Zu Beginn des 4. Jhs. wurde in Aquincum eine neue Befestigung direkt neben dem alten Legionslager der legio II Adiutrix an der Donau errichtet. Diese wies eine eigenwillige Architektur auf, bei der insbesondere die wellenförmig angelegte südliche Begrenzungsmauer auffällt. Das alte Legionslager wurde in der Spätantike als Truppenstandort aufgegeben. In seiner südöstlichen Ecke entstand ein großes Palastgebäude, das bis zum Ende des 4. Jhs. in Benutzung war und als Amtssitz des dux Valeriae gedient haben könnte. Im nördlich davon gelegenen Gebiet der Zivilstadt von Aquincum muß es zu einer deutlichen Siedlungsreduktion gekommen sein, denn die Stadtmauer des mittleren 4. Jhs. umschloss nur noch einen Teil des ehemals bewohnten Gebietes. Zu Beginn des 5. Jhs. scheint es zu einer vollständigen Entvölkerung der Zivilstadt gekommen zu sein. Die spätantike Festung dürfte hingegen noch für eine Weile weiterbesiedelt worden zu sein. In Brigetio, dem Lager der legio I Adiutrix, ist die spätantike Situation deutlich schlechter bekannt. Im Bereich der Zivilstadt, die unter den Severern in den Rang einer colonia erhoben worden war, lässt sich ab dem späten 3. Jh. ein relativ rascher Niedergang feststellen. Die Besiedlung des 4. Jhs. war dann offenbar bereits weitgehend auf das – archäologisch schlecht bekannte – Lager konzentriert.

Einige Ergebnisse und offene Fragen
An einem Fortbestand der – mittlerweile allerdings stark germanisierten – Grenzverteidigung an den meisten Abschnitten der Rhein- und Donaugrenze bis in die Jahre um 430, vielerorts sogar bis etwa 450/60, wird von althistorischer Seite heute kaum mehr gezweifelt, auch wenn die Interpretation unserer wichtigsten Quelle hierfür, der Notitia Dignitatum, immer noch zahlreiche Probleme aufwirft. Auch archäologisch scheint sich mittlerweile eine relativ lange Nutzung militärischer Anlagen bis weit in das 5. Jh. hinein immer mehr zu bestätigen. Es bleibt allerdings nach wie vor zu diskutieren, anhand welcher Indizien wir an einem bestimmten Standort die Existenz einer noch einigermaßen in römische Kommando- und Besoldungsstrukturen eingebundenen militärischen Einheit konkret nachweisen und diese von einer reinen Besiedlungskontinuität unterscheiden können – das führt dann zu der generellen Frage nach den Kriterien für das Vorhandensein eines römischen 'Systems', in welch flexibler Form dies auch immer – gerade im 5. Jh. – gestaltet gewesen sein mag.

Die Legionslager dürften allerdings für die Grenzverteidigung im späten 4./frühen 5. Jh. nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt haben. An einigen Orten ist gar nicht sicher, ob sich ab dem späteren 4. Jh. überhaupt noch Soldaten in nennenswerter Zahl in den ehemaligen Legionsfestungen aufgehalten haben. Es ist zudem nicht immer einfach, diese methodisch sauber nachzuweisen. Immerhin ist auffällig, dass sich für viele Lager eine Verstärkung der Umwehrung im Laufe des 4. Jhs. nachweisen lässt, was für eine fortdauernde militärische Nutzung sprechen dürfte. Die These, in den spätantiken Legionslagern habe es regelhaft eine Art von 'Binnenkastell' gegeben, in das sich die in ihrer Mannschaftsstärke deutlich reduzierten Grenzlegionen der Spätantike zurückgezogen hätten, ließ sich hingegen nicht bestätigen. Viel eher werden die spätantiken Legionssoldaten Teile der Mannschaftsbaracken der hohen Kaiserzeit weiterhin genutzt haben, während andere, nun nicht mehr benötigte Teile der Unterkünfte aufgelassen oder einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Denn es ist unzweifelhaft, dass die Legionslager in der Spätantike, die ja für die verkleinerten Grenzlegionen viel zu groß waren, zumindest einen Teil der bislang in den canabae und Zivilsiedlungen wohnenden Bevölkerung aufnahmen. Die Unterscheidung zwischen Zivilisten und Soldaten anhand der Funde aus den Legionslagern gelingt allerdings nicht immer so einfach, und so bleibt für viele Lager offen, wie hoch der Anteil dieser Gruppen an der Gesamtbevölkerung zu bestimmten Zeitpunkten der Spätantike jeweils war.

Siedlungsgeschichtlich lassen sich in Bezug auf die Frage nach einer möglichen Kontinuität zwischen Spätantike und Mittelalter bei den einzelnen Lagern sehr unterschiedliche Szenarien ausmachen: Einige von ihnen wurden schon im mittleren 4. bzw. frühen 5. Jh. aufgelassen, was zu einer Siedlungsverlagerung führte. Im pannonischen Raum kam es hingegen nach dem ersten Drittel des 5. Jhs. zu einem praktisch vollständigen Siedlungsabbruch. Andere Lager wie Kaiseraugst und Regensburg bestanden im Frühmittelalter als Siedlungszentren fort, doch lässt sich hier im mittleren 5. Jh. ein recht deutlicher Bruch in der architektonischen Ausstattung ausmachen. Dieser führte dazu, dass die römischen Bauwerke (außer den Befestigungsanlagen) fast vollständig verschwanden und sich darüber dicke Schichten aus schwarzer Erde bildeten, in die Gebäude in leichter Holzbauweise gesetzt wurden, während andere Teile des Areals vermutlich agrarisch genutzt waren.

Am Ende stellt sich die Frage, ob man in militär- und siedlungsgeschichtlicher Hinsicht überhaupt von dem Typus eines spätantiken Legionslagers sprechen kann – nach den Ergebnissen dieses Kolloquiums ist sie wohl zu verneinen.

Eine ausführlichere Version des Tagungsberichtes (mit Literaturangaben) findet sich unter:

<http://www.alte-geschichte.uni-hd.de/ag/Tagungsbericht%20Kolloquium%20Legionslager.pdf>


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